
Gesellschafter von 300 Familienunternehmen diskutieren mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Medien auf dem Tag des deutschen Familienunternehmens, der von der Stiftung Familienunternehmen veranstaltet wird, über zentrale Zukunftsfragen. Als Gastredner sprechen Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Vizekanzler, Bruno Le Maire, französischer Finanzminister, Philip Hammond, britischer Schatzkanzler, und Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalsekretärin der CDU. Weitere Gastredner sind die Unternehmerin Susanne Klatten und der Ökonom Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn. Zudem berichten Unternehmer in zwei Arbeitsgruppen über ihre Erfahrungen mit der digitalen Transformation.
Ein Schwerpunkt der Diskussionen liegt auf der Zukunft der Europäischen Union. „Deutschland sollte schnellstmöglich qualifiziert zu den Vorschlägen von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron Stellung nehmen“, sagte Brun-Hagen Hennerkes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Familienunternehmen, in Berlin. Die bisherigen Äußerungen aus der Bundesregierung zur Zukunft der Europäischen Union seien unzureichend.
Deutschland müsse den Vorstellungen Macrons nach mehr gemeinschaftlicher Haftung in Europa klar entgegentreten. „Keinesfalls darf die Bundesregierung die Tür zu einer Transferunion auch nur einen Spalt öffnen“, sagte Hennerkes. „Im Euroraum gilt aus gutem Grund das Prinzip, dass jeder Staat seine eigenen Schulden bedient. Wer dieses Prinzip aufhebt, legt eine Lunte an die Zukunft der Europäischen Union.“
Die teilweise verloren gegangene Handlungsfähigkeit der Europäischen Union müsse dringend zurückgewonnen werden. Dies gelte gerade vor dem Hintergrund des handelspolitischen Streits mit den USA. „Europa findet in seinen existenziellen Belangen nicht zu einer einheitlichen Stimme“, sagte Hennerkes. „Das birgt die Gefahr, in den Verhandlungen gegeneinander ausgespielt zu werden.“ Die bisher erfolgten Schritte der EU reichten nicht aus, um den handelspolitischen Konflikt mit den USA beizulegen. Hennerkes sagte: „Die von den EU-Ländern beschlossenen Gegenmaßnahmen wirken geradezu lächerlich. Sie werden den amerikanischen Präsidenten nicht beeindrucken.“
In der deutschen wie in der europäischen Politik brauche es einen stärkeren Fokus auf die Standortortbedingungen. „Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Familienunternehmen muss wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik rücken“, sagte er. „Wir benötigen eine Agenda für mehr Wettbewerbsfähigkeit, die sowohl von Berlin als auch von Brüssel unterstützt wird. Weitere arbeitsrechtliche Benachteiligungen, wie in der vergangenen Legislaturperiode beschlossen, kann das deutsche Familienunternehmen nicht mehr tragen.“
Hennerkes wünscht für die Zeit nach dem Brexit eine enge Anbindung Großbritanniens an die EU. „Noch sehen unsere Familienunternehmen die Hoffnung, dass das Vereinigte Königreich eine Kehrtwende vollzieht und wieder in die EU-Familie zurückkehrt“, sagte Hennerkes. „Auf jeden Fall muss Großbritannien ein wichtiger Handelspartner und ein enger politischer Freund Deutschlands bleiben.“
Mehr als 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Die gemeinnützige Stiftung Familienunternehmen setzt sich für den Erhalt dieser Familienunternehmenslandschaft ein. Sie ist der bedeutendste Förderer wissenschaftlicher Forschung auf diesem Feld und Ansprechpartner für Politik und Medien in wirtschaftspolitischen, rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Die Stiftung wird getragen von rund 500 Firmen aus dem Kreis der größten deutschen Familienunternehmen.