München, 28.03.2017

Nach der Erbschaftsteuer-Reform: Deutschland nur noch Schlusslicht im internationalen Ranking

Große Familienunternehmen haben durch die Reform der Erbschaftsteuer mit erheblichen Mehrbelastungen zu rechnen. Dies gilt insbesondere beim Übergang an nur einen Erben und wachsender Größe des vererbten Betriebsvermögens. Zu diesem Ergebnis kommt die Aktualisierung des „Länderindex Familienunternehmen“ durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftspolitik (Mannheim). „Im internationalen Vergleich von 18 OECD-Staaten ist Deutschland als Folge dieser Reform auf den letzten bzw. vorletzten Platz zurückgefallen“, erklärt dazu der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Prof. Rainer Kirchdörfer.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen die Auswirkungen der rechtlichen Änderungen durch die jüngste Reform mit Hilfe von Simulationsrechnungen für ein Modellunternehmen mit 210 Millionen Euro Jahresumsatz quantifiziert. Diese Größe entspricht einem typischen, global agierenden Familienunternehmen in Europa.

Durch die Erbschaftsteuer-Reform verdreifacht sich die bisherige Belastung des Modellunternehmens von 10,2 Mio. Euro auf 30,6 Mio. Euro. Im internationalen Vergleich fällt Deutschland damit von Platz 15 der betrachteten 18 OECD-Staaten auf den vorletzten Platz zurück. Diese schwache Positionierung setzt sogar voraus, dass der Vorwegabschlag für Familienunternehmen zur Anwendung kommt, für den strenge Bedingungen erfüllt werden müssen. Die Gewährung des Abschlags ist jedoch abhängig von bestimmten Entnahme-, Verfügungs- und Abfindungsbeschränkungen, welche kumulativ über einen Zeitraum von zwei Jahren vor und 20 Jahren nach Entstehung der Steuer erfüllt sein müssen.

Ohne diesen Bewertungsabschlag rutscht Deutschland mit einer Belastung von 43,4 Mio. Euro auf den letzten Platz. Damit werden Unternehmen hierzulande stärker belastet als im Hochsteuerland Belgien. Allein sieben der untersuchten Länder (fünf davon in der direkten Nachbarschaft Deutschlands) haben die Erbschaftsteuer abgeschafft oder erheben beim Übergang an Ehegatten oder Kinder keine Steuer.

Effektive Erbschaftsteuerbelastung in Mio. € für Familienunternehmen im internationalen Vergleich

„Angesichts dieses objektiven Befundes sollten unsere politischen Meinungsführer bei allen derzeit vorschnell ausgesprochenen Forderungen nach einer höheren Substanzbesteuerung die Folgen bedenken“, kommentiert Kirchdörfer und führt weiter aus: „Nicht nur die Trump-USA, sondern auch Großbritannien und Frankreich beneiden Deutschland um seine weltweit einmalige Unternehmenslandschaft mit vielen großen Familienunternehmen und einem wesentlichen industriellen Sektor, der ebenfalls von Familienunternehmen getrieben wird. Verlieren wir diese Unternehmenslandschaft durch politische Fehlentscheidungen, so werden wir diese Basis unserer sozialen Marktwirtschaft und das damit verbundene Steuersubstrat sowie vor allem die Arbeitsplätze kaum mehr zurückholen können.“

Andre Tauber
Leiter Kommunikation

Stiftung Familienunternehmen
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