Internationaler Steuerwettbewerb erhöht Notwendigkeit für Unternehmenssteuerreform
München, 13.08.2018

Studie zeigt Notwendigkeit einer Unternehmenssteuerreform auf

Die Stiftung Familienunternehmen spricht sich aus Sorge um die steuerliche Benachteiligung deutscher Familienunternehmen im Wettbewerb für eine Unternehmenssteuerreform aus. „Die Große Koalition muss verhindern, dass deutsche Familienunternehmen im Wettbewerb benachteiligt werden“, sagt Stiftungsvorstand Prof. Rainer Kirchdörfer. „Während andere Industriestaaten ihre Steuersysteme wettbewerbsfähiger gestalten, entwickelt sich Deutschland von einem Hochsteuerland zu einem Höchststeuerland.“

Eine im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellte und heute veröffentlichte Studie kommt zu der Erkenntnis, dass Familienunternehmen als Verlierer im internationalen Wettbewerb um Steuern vom Platz gehen könnten. „Die Entwicklungen im internationalen Steuerwettbewerb kommen Familienunternehmen nur teilweise zugute“, heißt es in der Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW Mannheim). Die Studie nennt drei Gründe:

Erstens: Viele Staaten haben in den vergangenen Jahren ihr Steuersystem auf Unternehmen mit hohen immateriellen Vermögenswerten ausgelegt und hier besonders wettbewerbsfähige Vergünstigungen etabliert. So stieg die Anzahl der europäischen Staaten, die Patentboxen anbieten, seit 2000 von zwei auf 14. Davon profitieren Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen und vergleichsweise geringem Anlagevermögen. Die großen deutschen Familienunternehmen allerdings sind häufig in Branchen aktiv, die hohe materielle Vermögenswerte voraussetzen, beispielsweise im Maschinenbau oder in der Fahrzeugtechnik.

Zweitens: Wenn Deutschland und die Europäische Union zu Lasten der Unternehmen über die international im Rahmen des BEPS-Prozesses vereinbarten Bemühungen um eine faire Unternehmensbesteuerung hinausgehen, benachteiligt das Familienunternehmen. Ein Beispiel sind die Pläne der Europäischen Kommission für die Veröffentlichung sensibler Geschäftsdaten im Internet im Rahmen der öffentlichen länderbezogenen Berichterstattung, von der besonders große Familienunternehmen negativ betroffen wären.

Drittens: Deutschland entwickelt sich im internationalen Vergleich immer mehr zu einem Höchststeuerland. Zahlreiche Staaten (z. B. Belgien, Frankreich, Großbritannien, Schweiz, USA) haben deutliche Senkungen ihrer Unternehmenssteuern beschlossen oder denken darüber nach. Die USA haben eine historische Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 Prozent auf 21 Prozent umgesetzt.

„Für deutsche Familienunternehmen ergibt sich aus dem Dreiklang die Gefahr einer sinkenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit“, heißt es in der Studie. Die Autoren empfehlen daher eine Senkung der Unternehmenssteuertarife: „In Anbetracht des zunehmenden Wettbewerbsdrucks besteht wachsender Handlungsbedarf, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Unternehmenssteuersystems zu stärken und der Verlagerung von Realinvestitionen entgegenzuwirken.“

Mehr als 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Die gemeinnützige Stiftung Familienunternehmen setzt sich für den Erhalt dieser Familienunternehmenslandschaft ein. Sie ist der bedeutendste Förderer wissenschaftlicher Forschung auf diesem Feld und Ansprechpartner für Politik und Medien in wirtschaftspolitischen, rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Die 2001 gegründete Stiftung wird mittlerweile getragen von über 500 Firmen aus dem Kreis der größten deutschen Familienunternehmen.

Weitere Informationen:

Andre Tauber
Leiter Kommunikation

Stiftung Familienunternehmen
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