
In diesen Tagen beginnt eine neue Generation von Auszubildenden ihr erstes Lehrjahr – und zwar nicht nur bei Dax-Konzernen mit ihren riesigen Ausbildungsprogrammen. Die Auszubildenden in Deutschland lernen überwiegend bei Familienunternehmen.
80 Prozent der ausbildenden Betriebe sind Familienunternehmen. 58 Prozent aller Auszubildenden lernen in Betrieben von familienkontrollierten Betrieben: insgesamt 630.000 junge Menschen. Die meisten Ausbildungsbetriebe befinden sich im verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe und dem Groß- und Einzelhandel.
Insbesondere im Baugewerbe sind 94 Prozent der ausbildenden Betriebe Familienunternehmen. Das erklärt sich auch daraus, dass im Baugewerbe 97 Prozent aller Betriebe Familienunternehmen sind. Im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hat das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW Mannheim diese Zahlen zum Ausbildungsengagement nun erstmals berechnet.
Familienunternehmen tragen demnach entscheidend zur Fachkräftesicherung auf dem schrumpfenden Arbeitsmarkt bei. Doch die Qualifikation der Auszubildenden bei Eintritt in den Betrieb ist Voraussetzung für den Ausbildungserfolg. Schon im Länderindex Familienunternehmen, für die Stiftung erstellt vom ZEW, war Anfang des Jahres zu lesen: Immer mehr Kinder und Jugendliche befinden sich auf einem Pfad, der kaum noch die Voraussetzungen dafür schafft, dass sie später erfolgreiche Berufsausbildungen werden durchlaufen können.
Offenbar sei es im Zuge der Pandemie zu einer weiteren Verschlechterung im Grundschulbereich gekommen, sodass insbesondere Kinder mit sprachlichen Defiziten oftmals nicht einmal mehr die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik erreichen. Hier müsse die Bildungspolitik – auch unter der Zielsetzung der Standortsicherung – endlich die Ursachen angehen, zu denen sicherlich eine sehr frühzeitige Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund gehört.
Dr. David Deißner, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen: „Wenn wir den Standort wettbewerbsfähig halten wollen, brauchen wir einerseits Fachkräfte aus dem Ausland. Aber wir müssen auch das Potenzial im Inland stärken.“
„Gerade Familienunternehmen übernehmen Verantwortung, indem sie ausbilden. Sie haben wegen ihrer oft geringeren Betriebsgröße aber keine Kapazitäten für aufwändige Nachschulungen“, so Deißner. Sie brauchen dringend gut ausgebildete Schulabgänger.
„Doch die Ergebnisse der jüngsten Studien etwa des IW-Köln zum Bildungsniveau, des ifo-Instituts zur Schulqualität und aktuell der OECD sind alarmierend: für die Schülerinnen und Schüler, die Unternehmen, den Standort Deutschland.“
Im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erhebt das ZEW zusammen mit dem Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim in regelmäßigen Abständen Kennzahlen zur Bedeutung von Familienunternehmen für die Volkswirtschaft (Anteil an allen Privatunternehmen, an den Beschäftigten, am Umsatz).
Erstmals konnte im Rahmen der Studie „Die Volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“ auch das Ausbildungsengagement der Familienunternehmen erhoben werden, und zwar mit Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.
Die gemeinnützige Stiftung Familienunternehmen ist der bedeutendste Förderer wissenschaftlicher Forschung zum Thema Familienunternehmen. Sie ist Ansprechpartner für Politik und Medien in wirtschaftspolitischen, rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Die 2002 gegründete Stiftung wird mittlerweile getragen von über 500 Firmen aus dem Kreis der größeren deutschen Familienunternehmen.
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