
In die „Hall of Fame der Familienunternehmen“ werden Persönlichkeiten deutscher Familienunternehmen aufgenommen, die herausragende Leistungen in ihrem Unternehmen vollbracht haben und gesellschaftliches Vorbild sind.
Neben einem erfolgreichen Wirken in der Unternehmensführung bewertet die Jury dabei auch die Leistung der Familie, wenn diese als Haupteigner maßgeblich und erfolgreich auf die Strategie des Unternehmens einwirkt. Weitere Kriterien sind unter anderem die dauerhafte Sicherung und Neuschaffung von Arbeitsplätzen durch Innovation und herausragende Produktivität, umweltgerechtes Wirtschaften sowie soziales und kulturelles Engagement.
Ins Leben gerufen hat diese Auszeichnung die Redaktion des „Handelsblatts“ zusammen mit der Stiftung Familienunternehmen, deren Geschäftsführer Stefan Heidbreder in der Jury vertreten ist.
Die Unternehmer Prof. Reinhold und Bettina Würth sowie Wolfgang, Johannes und Arndt Kirchhoff als auch Alfred Ritter wurden 2021 in die „Hall of Fame der Familienunternehmen“ aufgenommen.
Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, hielt die Laudatio auf die drei Unternehmer-Brüder Wolfgang, Johannes und Arndt Kirchhoff. „Wo auch immer auf der Welt die großen Automobilhersteller ein neues Werk eröffnen – die Kirchhoffs sind dabei“, sagte Heidbreder auf der Gala-Veranstaltung. Und egal, für welches Auto sich ein Kunde entscheide – höchstwahrscheinlich sei ein Stoßfänger oder ein Amaturentafelträger von Kirchhoff mit verbaut.
Das erste Produkt der heutigen Kirchhoff-Gruppe war eine Nähnadel: Die Wurzeln des Weltkonzerns liegen im Unternehmen „Stephan Witte“, das ab 1785 Nähnadeln in Iserlohn produzierte und später in die ganze Welt verschickte.
Knapp 90 Jahre später begann der Lehrling Friedrich Kirchhoff seine Karriere in dem Unternehmen, stieg vom Kaufmannsgehilfen zum Teilhaber auf und errichtete 1894 auf dem Firmengelände die „Iserlohner Press- und Stanzwerke“, wo er fortan Pressteile für die Bahn- und Automobilindustrie sowie den Bergbau produzierte. Nach dem Krieg erweiterte Witte sein Portfolio auf Radiatoren, Nachtstromspeicheröfen und Handwerkzeuge. Nach und nach entstanden so die Bereiche Kirchhoff Automotive, Kirchhoff Ecotec, Kirchhoff Mobility und WITTE Tools. 55 Werke in 16 Ländern auf allen fünf Kontinenten mit mehr als 12.500 Mitarbeitern zählt die Kirchhoff-Gruppe heute. Sie ist weiterhin in Familienhand: Wolfgang Kirchhoff führt die Autosparte. Johannes leitet die Entsorgungssparte und Arndt ist Vorsitzender des Beirats der Kirchhoff-Gruppe und zudem Arbeitgeberpräsident NRW. Auch der Nachwuchs steht bereits in den Startlöchern. Die „Hall of Fame“- Jury bewunderte, wie die drei Gesellschafter die aktuellen Herausforderungen als Chance für Kreativität und Innovation sehen. Sie gestalten die Veränderung der Mobilität in Richtung alternative Antriebe, autonomes Fahren und Sicherheit mit und führen Kirchhoff in ein neues Zeitalter.
Die beiden Unternehmerpersönlichkeiten Prof. Reinhold und Bettina Würth haben eine einmalige Unternehmensgeschichte geschrieben, zu der die „Hall of Fame“-Jury herzlich gratulierte: Von einem Zwei-Mann-Betrieb entwickelte sich das Familienunternehmen zum Weltmarktführer mit großer sozialer Verantwortung. Angefangen hat alles mit einer Schraubenhandlung, die Reinholds Vater Adolf Würth nach dem Zweiten Weltkrieg im süddeutschen Künzelsau aufbaute. Heute ist die Würth-Gruppe ein Spezialist für Montagetechnik, Vertriebs- und Logistiklösungen mit über 80.000 Mitarbeitern. 400 Gesellschaften in über 80 Ländern zählt die Gruppe, wird immer wieder als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet und engagiert sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Reinhold Würth, der mit 14 Jahren seine kaufmännische Lehre begann und das Unternehmen seit dem Tod des Vaters nur fünf Jahre später führte, leitete den Konzern bis Ende 1993 und bis 2006 den Unternehmensbeirat. Dann übernahm Tochter Bettina Würth den Beiratsvorsitz der Würth-Gruppe. Sie war bestens vorbereitet – bereits 1984 stieg sie in das Unternehmen ein und war von 2001 bis 2006 Mitglied der Konzernführung. Doch auch abseits des Unternehmens übernimmt die Familie Würth Verantwortung: Seit 1987 engagiert sich die Stiftung Würth sozial und kulturell. Reinhold Würths Frau Carmen setzt sich besonders für Menschen mit Behinderung ein. Die Sammlung Würth gehört mit mehr als 18.500 Kunstwerken zu den größten privaten Sammlungen Europas.
Die Geschichte von Ritter Sport reicht zurück in das Jahr 1912. Damals gründeten Alfred Eugen und Clara Ritter ihre Schokoladen- und Zuckerfabrik in Stuttgart. Das Unternehmen wächst schnell und findet 1930 in Waldenbuch seinen neuen Firmensitz. Dort hat Clara Ritter zwei Jahre später die entscheidende Idee: Wie wäre es mit einer Tafel, die in jede Sportjacket-Tasche passt? Es ist die Gründungsstunde der „Ritter-Sport-Schokolade“. Das Produkt wird ein Erfolg – und doch erwarten die Familie harte Jahre. Da Alfred Eugen Ritter sich weigert, in die NSDAP einzutreten, hat die Familie ab 1935 mit ersten Repressalien zu kämpfen. 1940 muss die Produktion eingestellt werden. Erst zehn Jahre später läuft die Ritter-Sport-Schokolade wieder vom Band. Als Sohn Alfred Otto Ritter 1952 die Firma übernimmt, beschließt er sukzessive nur noch auf Schokolade und das quadratische Format zu setzen. Die Strategie geht auf – ab 1970 erobert das Unternehmen mit der ersten deutschen Joghurt-Schokolade ganz Deutschland und fällt eine weitere wegweisende Entscheidung: Jede Geschmacksrichtung ziert nun eine eigene Farbe. 1978 steigt die dritte Generation Ritter in die Führung des Unternehmens ein. Die Familie zeigt gesellschaftliche Verantwortung und setzt sich für nachhaltigen Kakao-Anbau und faire Arbeitsbedingungen ein. Die „Hall of Fame“-Jury gratulierte Alfred Ritter zum Aufbau und Erhalt einer starken, innovativen und internationalen Marke, die dabei die gesellschaftliche Verantwortung nie aus dem Blick verloren hat.
>> Bericht im Handelsblatt
Moderatorin Judith Rakers im Gespräch mit Wolfgang, Arndt und Johannes Kirchhoff (v.l.n.r.)
Bisherige Mitglieder der Hall of Fame der Familienunternehmen:
Die Mitglieder der Jury:
Seit der Eröffnung der Hall of Fame 2009 wurden nicht nur aktive Pioniere der Wirtschaft, sondern auch posthum überragende Unternehmerpersönlichkeiten als Ehrenmitglieder in diese Ruhmeshalle aufgenommen.