Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen

 

Definition
Vergleich der TOP 500 mit den DAX-26
Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland
Börsennotierte Familienunternehmen in Europa
Material zum Thema volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen

 

Familienunternehmen sind der prägende Unternehmenstypus in Deutschland. Mehr als 90 Prozent der deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen. Sie stellen fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze und erweisen sich auch in konjunkturell schwierigen Zeiten als stabilisierender Faktor auf dem Arbeitsmarkt. Das geht aus Untersuchungen der Stiftung Familienunternehmen hervor.

Eine deutsche Besonderheit ist, dass es so viele große und international tätige Familienunternehmen gibt. 32 Prozent aller Unternehmen mit 250 bis 499 Mitarbeitern und 30 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind Familienunternehmen. Viele von ihnen sind Weltmarktführer in ihren jeweiligen technologischen Nischen, zum Beispiel in den Branchen Maschinenbau und Automobilindustrie.

 

Definition

Familienunternehmen sind nicht an eine bestimmte Größe hinsichtlich der Beschäftigten oder des Umsatzes gebunden, sie sind in fast allen Wirtschaftszweigen anzutreffen und müssen auch keine bestimmte Rechtsform besitzen. Was also ist ein Familienunternehmen?

Für die wissenschaftliche Untersuchung von Familienunternehmen im Unterschied zu Nicht-Familienunternehmen gibt es grob gerastert zwei Definitionsrichtungen:

  1. Familienkontrollierte Unternehmen: In dieser Definition werden alle Unternehmen gemeint, die von einer überschaubaren Anzahl von natürlichen Einzelpersonen kontrolliert werden. Eigentum und Leitung müssen dabei nicht notwendigerweise übereinstimmen. Diese Definition ist die in der Öffentlichkeit wie auch in der wissenschaftlichen Literatur gebräuchlichste.
  2. Eigentümergeführte Unternehmen: Nach dieser Definition sind solche Unternehmen Familienunternehmen, die von einer überschaubaren Anzahl natürlicher Personen kontrolliert werden und in denen wenigstens einer der Eigentümer auch die Leitung des Unternehmens innehat.

Diese beiden Definitionen liegen auch der Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“ zugrunde, die das ZEW seit 2009 für die Stiftung Familienunternehmen durchführt.

Die Stiftung Familienunternehmen verwendet generell die folgende Definition:

Ein Unternehmen beliebiger Größe ist ein Familienunternehmen, wenn:

  1. sich die Mehrheit der Entscheidungsrechte im Besitz der natürlichen Person(en) befindet,
  • die das Unternehmen gegründet hat/haben, 
  • die das Gesellschaftskapital des Unternehmens erworben hat/haben
  • oder im Besitz ihrer Ehepartner, Eltern, ihres Kindes oder der direkten Erben ihres Kindes sind,
und
  1. die Mehrheit der Entscheidungsrechte direkt oder indirekt besteht, und/oder
  2. mindestens ein Vertreter der Familie oder der Angehörigen offiziell an der Leitung bzw. Kontrolle des Unternehmens beteiligt ist.

Börsennotierte Unternehmen entsprechen der Definition eines Familienunternehmens, wenn die Person, die das Unternehmen gegründet oder das Gesellschaftskapital erworben hat oder deren Familien oder Nachfahren aufgrund ihres Anteils am Gesellschaftskapital 25 Prozent der Entscheidungsrechte halten.

Diese Definition umfasst auch Familienunternehmen, die die erste Generationsübertragung noch nicht vollzogen haben. Sie umfasst weiterhin Einzelunternehmer und Selbstständige (sofern eine rechtliche Einheit besteht, die übertragen werden kann).

 

Vergleich der TOP 500 mit den DAX-26

Um eventuelle Unterschiede in der Entwicklung von Familienunternehmen gegenüber Nicht-Familienunternehmen zu erkennen, werden vom Institut für Mittelstandsforschung (ifm) in der Studienreihe „Die TOP 500 Familienunternehmen in Deutschland“ die 500 größten Familienunternehmen regelmäßig mit den Dax-Unternehmen verglichen, die keine Familienunternehmen sind.

Unter den 30 gelisteten Dax-Unternehmen befanden sich (Stand Ende 2020) auch vier Familienunternehmen, und zwar die Beiersdorf AG (bei den TOP 500 unter Maxingvest AG), die Henkel AG & Co. KGaA, die Merck KGaA und die Volkswagen AG. Diese vier Unternehmen wurden auf Basis der Kriterien dieser Studie zu den TOP 500 Familienunternehmen gezählt und deshalb bei den Dax-Unternehmen nicht berücksichtigt.

Die Langzeituntersuchung zeigt, dass Familienunternehmen eine besonders dynamische Beschäftigungsentwicklung aufweisen. Die TOP 500 Familienunternehmen hoben von 2011 bis 2020 ihre Beschäftigtenzahl um 25 Prozent auf 2,84 Millionen Beschäftigte an. Die nicht familienkontrollierten 26 Dax-Unternehmen (Dax-26) erreichten im gleichen Zeitraum lediglich eine Steigerung um vier Prozent.

Eine erste Berücksichtigung der Erweiterung des Dax-Index auf 40 Unternehmen im Herbst 2021 hat vorerst keine neuen Erkenntnisse erbracht. Auch in dieser Referenzgruppe zeigen Familienunternehmen sowohl in der Beschäftigungs- als auch in der Umsatzentwicklung gemäßigtere Bewegungen als die Nicht-Familienunternehmen.
 

Vergleich TOP 500 Familienunternehmen und der DAX-26-Unternehmen

Global haben die TOP 500 zwischen 2011 und 2020 mehr als 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Familienunternehmen wachsen zudem kontinuierlicher.

Die Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland“ vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der Technischen Universität München (TUM) unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Prof. Dr. Reiner Braun und Prof. Dr. Christoph Kaserer, ermittelte, dass etwa 40 Prozent der deutschen börsennotierten Unternehmen Familienunternehmen sind. Sie sind für etwa 30 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung im CDAX verantwortlich. Die Studie basiert auf der Gesamtheit aller im CDAX notierten Unternehmen. Familienunternehmen verzeichnen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2018 ein höheres Wachstum in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. So ist das jährliche Beschäftigungswachstum von Familienunternehmen mit sechs Prozent annähernd doppelt so hoch wie bei Nicht-Familienunternehmen mit drei Prozent. Auch gemessen an den Kennzahlen Return on Assets (Gesamtkapitalrendite) sowie Return on Equity (Eigenkapitalrendite) schneiden Familienunternehmen signifikant besser ab.

 

Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland

Die Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland“ vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der Technischen Universität München (TUM) unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner, Prof. Dr. Reiner Braun und Prof. Dr. Christoph Kaserer, ermittelte, dass etwa 40 Prozent der deutschen börsennotierten Unternehmen Familienunternehmen sind. Sie sind für etwa 30 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung im CDAX verantwortlich. Die Studie basiert auf der Gesamtheit aller im CDAX notierten Unternehmen. Familienunternehmen verzeichnen im Betrachtungszeitraum 2009 bis 2018 ein höheres Wachstum in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. So ist das jährliche Beschäftigungswachstum von Familienunternehmen mit sechs Prozent annähernd doppelt so hoch wie bei Nicht-Familienunternehmen mit drei Prozent. Auch gemessen an den Kennzahlen Return on Assets (Gesamtkapitalrendite) sowie Return on Equity (Eigenkapitalrendite) schneiden Familienunternehmen signifikant besser ab.

 

Börsennotierte Familienunternehmen in Europa

Börsennotierte Familienunternehmen stellen mit 32 Prozent aller Unternehmen eine wesentliche Größe am europäischen Kapitalmarkt dar. Dabei entfallen auf Familienunternehmen jeweils fast ein Viertel der Bilanzsumme, des Gesamtumsatzes und der Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen in Europa im Jahr 2020. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Europa“ der Stiftung Familienunternehmen. Sie wurde verfasst von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Steffen Rapp, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Marburg.

Die Forscher untersuchten börsennotierte Unternehmen der Realwirtschaft aus 17 europäischen Ländern (15 EU-Länder sowie Norwegen und die Schweiz) im Zeitraum von 2007 bis 2020. Die Stichprobe enthält insgesamt 6.702 Unternehmen mit 53.484 Einzeljahresbeobachtungen und ist damit die größte ihrer Art. Es zeigt sich, dass börsennotierte Familienunternehmen in Europa im Beschäftigungswachstum überragen und eine höhere Wertschöpfung pro Kopf aufweisen. Aus Kapitalmarktsicht interessant: Bei der Gesamtrendite schneiden Familienunternehmen im Durchschnitt mit 7,0 Prozent deutlich besser ab als die Nicht-Familienunternehmen mit 5,6 Prozent. Das verdeutlicht die Bedeutung der an der Börse eingebrachten Eigenschaften und Werte, wie einer langfristigen Perspektive und familiengeprägten Unternehmenskultur. Innerhalb der Familienunternehmen stechen jene Unternehmen besonders positiv hervor, deren Gründungsfamilien weiterhin entscheidenden Einfluss nehmen. Sie generieren eine jährliche Gesamtrendite in Höhe von 7,6 Prozent - bei Familienunternehmen ohne Gründerbezug sind es 6,3 Prozent.

Vergleich Umsatzwachstum von 2007 - 2020