Lockere Geldpolitik verschiebt Vermögensverteilung nicht

Sie erschwert den Vermögensaufbau und bläht Unternehmenswerte auf
Effekte auf Vermögensverteilung nach Einkommen

München, den 7. September 2021. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank seit 2011 hat zu keiner entscheidenden Veränderung der Vermögensverteilung in Deutschland geführt. Die Niedrigzinsen haben zwar den Vermögensaufbau von Menschen mit geringem Einkommen erschwert. Denn für sie haben Bankguthaben und Lebensversicherungen, deren Renditen stark gesunken sind, eine große Bedeutung. Gleichzeitig waren die günstigen Kredite von Vorteil, zumindest wenn ein Immobilienkauf vor oder zu Beginn der Preissteigerungswelle bei Immobilien erfolgte. Das geht aus einer Studie der Stiftung Familienunternehmen hervor, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verfasst hat.

Anhand von Zahlen der Deutschen Bundesbank hat das Institut festgestellt, dass es in allen Vermögensklassen Gewinner und Verlierer gegeben hat. Nicht nur die wirtschaftliche Lage (ärmer oder reicher), sondern auch die Wohnverhältnisse (Eigentum oder Miete), der Wohnort (Stadt oder Land) sowie das Alter der Menschen entscheiden darüber, ob sie von den niedrigen Zinsen und der Dynamik der Vermögenspreise eher profitiert haben oder nicht.

Anreize zur Vermögensbildung

Sollte die Niedrigzinsphase noch länger anhalten, könnten die ärmeren Haushalte allerdings wachsende Schwierigkeiten haben, Vermögen zu bilden. Denn sie müssten sehr hohe Immobilienpreise schultern. Und sie sind für ihr Kapital auf risikoarme Anlageformen angewiesen, die kaum Renditen bringen. Die Autoren empfehlen daher eine Reform der Arbeitnehmersparzulage, eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer und eine konsequentere Förderung der Aktienkultur. Auch ein staatlicher Pensionsfonds, der zur Unterstützung der Renten am Aktienmarkt agiert, sei denkbar.

Reichere Haushalte, die ihr Vermögen in riskanteren Vermögensanlagen halten, in Betriebsvermögen, vermieteten Immobilien, einzelnen Aktiengattungen oder Spezialfonds, können ihr Vermögen zwar leichter mehren. Doch gerade beim Betriebsvermögen handelt es sich nur um Bewertungsgewinne, die nicht zu Konsumzwecken zur Verfügung stehen. Immerhin stärken sie die Bilanzen und erleichtern Investitionen. Würde diese bilanzielle Höherbewertung aber als Basis für eine Vermögensteuer genommen, würde dies die Investitionstätigkeit trotz niedriger Zinsen beeinträchtigen, schreiben die Wissenschaftler des IW. Sie raten deshalb von einer Vermögensteuer ab.

Unternehmenswerte nur theoretisch höher

„Wie alle unsere Studien belegen, kann von einer wachsenden Ungleichheit in der Vermögensverteilung in Deutschland nicht gesprochen werden“, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Dagegen werden durch die Zinspolitik die Besitzer von Betriebsvermögen, also die Familienunternehmer, künstlich reich gerechnet. Die im Rahmen der Unternehmensbewertung zurückgerechneten künftigen Erträge ergeben theoretisch höhere Unternehmenswerte, ohne dass sich die Gewinnchancen verändert hätten. Eine Substanzsteuer, insbesondere eine Vermögensteuer auf die Unternehmenswerte ist schon deshalb falsch. Der bessere Weg ist die staatliche Förderung zur Bildung von Vermögen.“

Datum
7.9.2021, München

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