
Familienunternehmen arbeiten gerne mit Führungsteams, in denen Männer und Frauen vertreten sind. In einer Umfrage des ifo Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen sprachen 76 Prozent der Unternehmen von guten bis sehr guten Erfahrungen mit solchen gemischten Teams; der Rest gab sich neutral oder hatte keine Erfahrung mit gemischten Teams.
Befragt wurden im Zeitraum Januar/Februar insgesamt 951 Unternehmen, davon 726 Familienunternehmen, und zwar in allen Größenklassen und verschiedensten Branchen, versammelt in der Datenbank FamData.
Die Befragung zeigt eine teils ermutigende Präsenz von Frauen in der Führung von Familienunternehmen. In Vorstand oder Geschäftsführung beträgt der Frauenanteil 22 Prozent, im Aufsichtsrat/Beirat 21 Prozent. Wesentlich höher ist der Frauenanteil unter den Gesellschafterinnen und Eigentümerinnen: 37 Prozent.
Betrachtet man nur den Kreis der 500 größten Familienunternehmen (57 Antworten), ist das Bild differenzierter: Sie haben in Vorstand/Geschäftsführung 12 Prozent Frauenanteil, in Aufsichtsrat/Beirat 23 Prozent, im Gesellschafterkreis 43 Prozent.
In der Gesamtbefragung weisen die Antworten der Familienunternehmen im Vergleich mit den Nicht-Familienunternehmen kaum Abweichungen auf. Nicht-Familienunternehmen haben etwa genauso viele weibliche Mitglieder in Vorstand/Geschäftsführung, allerdings deutlich mehr in Aufsichtsrat/Beirat, sofern es ein solches Gremium überhaupt gibt.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen: „Beim Thema Frauen in Führungspositionen haben alle Organisationen, auch die Wirtschaft, Nachholbedarf. Aber die Familienunternehmen schneiden, wie die Umfrage zeigt, hier nicht strukturell schlechter ab. Und gerade im Gesellschafterkreis, wo die großen Linien entschieden werden, sind die Frauen sehr präsent.“
Gezielte Maßnahmen zur Frauenförderung wie flexible Arbeitszeiten oder Home-Office haben mehr als zwei Drittel aller Befragten schon umgesetzt. Etwa die Hälfte setzt auf mehr Transparenz, zum Beispiel bei der Beförderungspraxis oder den Vergütungssystemen. Bei Instrumenten wie der Sensibilisierung von Führungskräften oder Talentmanagement sind die Meinungen geteilt. Jobsharing spielt keine Rolle.
Das erklärte Ziel, den Frauenanteil in der Führung zu erhöhen, hat nur ein Drittel aller befragten Unternehmen. Deutlich ist die Position gegen feste Quoten, sowohl als Selbstverpflichtung (69 Prozent) als auch von Seiten der Politik (71 Prozent), und zwar besonders bei den Familienunternehmen (72 und 74 Prozent). „Dieser Unternehmenstyp legt viel Wert auf Agilität und hält es für nachteilig, wenn feste Vorgaben die Suche nach Fachkräften für den Umbau der Wirtschaft einschränken“, so Professor Kirchdörfer.
Den Staat sehen die Befragten bei der Verbesserung der Kinderbetreuung und bei der Förderung von Frauen in MINT-Berufen in der Pflicht. Dagegen gibt es kein klares Votum für eine Abschaffung des Ehegattensplittings.
Die gemeinnützige Stiftung Familienunternehmen ist der bedeutendste Förderer wissenschaftlicher Forschung zum Thema Familienunternehmen. Sie ist Ansprechpartner für Politik und Medien in wirtschaftspolitischen, rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen. Die 2002 gegründete Stiftung wird mittlerweile getragen von über 500 Firmen aus dem Kreis der größeren deutschen Familienunternehmen.
Die FamData ist Deutschlands führende wissenschaftliche Datenbank zu Familienunternehmen. Sie enthält Daten von mehr als 12.000 Unternehmen, die Hälfte davon Familienunternehmen. Damit ist sie ein starkes Instrument in der Forschung zu Familienunternehmen.
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