Standort Deutschland – akut versetzungsgefährdet

Was die Investitionen bremst und wohin sie fließen

München, den 5. Oktober 2023. Es ist nicht allein die schwache Konjunktur, die Familienunternehmen davon abhält, in Deutschland zu investieren. In erster Linie ist es die Regulierungsdichte. USA, Polen, Indien und China werden in unserer Umfrage als beliebteste Ziele von Auslandsinvestitionen genannt.

Mehr als 60 Prozent der deutschen Familienunternehmen bewerten den Standort Deutschland mit der Note 4, 5 oder 6. Die Note 3 geben 26 Prozent. Zwar verteilen sich ihre Investitionen derzeit noch überwiegend auf deutsche Standorte. Doch 34 Prozent geben an, dass diese Investitionen in den nächsten fünf Jahren sinken werden. Auf die Frage, was ihre Investitionen hierzulande positiv oder negativ beeinflusst, antworten die Familienunternehmen erstaunlich einheitlich.

Es sind: die Regulierungsdichte (90 Prozent deutliche oder leichte Dämpfung), die Energiepreise (80 Prozent Dämpfung) und das Fachkräfteangebot (80 Prozent Dämpfung). Danach folgen Arbeitskosten und Steuern, erst dann die Absatzlage. Digitalisierung, Finanzierung und Infrastruktur haben offensichtlich einen weniger starken Einfluss auf die Investitionsentscheidungen.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter 1200 Familienunternehmen. Die Daten wurden vom ifo Institut in München im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erhoben und ausgewertet. Grundlage ist die gemeinsame Datenbank FamData.

Regulierung wichtiger Grund für Auslandsinvestitionen

USA, Polen, Indien und China stehen bei den Investitionsplänen der Unternehmen in den nächsten fünf Jahren ganz oben. Als Grund für die Verlagerung nannten sie an erster Stelle „Erschließung neuer Märkte“ (21 Prozent), gleich danach aber „weniger staatliche Regulierung“ am Auslandsstandort (19 Prozent), und zwar noch vor „Senkung der Lohnkosten“ oder „niedrigere Energiekosten“ und weit vor „attraktiveres Subventionsumfeld“. Eine Verlagerung zurück nach Deutschland planten nur 2 Prozent.

Die Daten zeigen: Die Bürokratie treibt die Familienunternehmen ins Ausland. Ihnen kommt das Vertrauen in den Standort gerade abhanden. Dabei konnte sich die Politik auf ihre Treue stets verlassen. Nun blicken sie vor allem nach USA.

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen
Matthias Lapp
Matthias Lapp Zitatkachel © Stiftung Familienunternehmen / Foto: Lapp Holding SE / Layout: Serviceplan

In Ludwigsburg tätigen wir gerade die größte Investition der Unternehmensgeschichte. In der Familie sind wir uns einig: Sollten sich die Rahmenbedingungen hier nicht ändern, wird das unsere letzte große Investition in Deutschland gewesen sein.

Matthias Lapp Vorstandsvorsitzender der Lapp Holding SE

Können wir jetzt hier noch mal eine Rakete zünden? Mich nervt am meisten, dass ausländische Mitarbeiter oft von der Bürokratie ausgebremst werden: Wenn ich ihnen die Aufgabe zutraue, brauche ich doch keine Behörde, um irgendwelche Abschlüsse zu prüfen.

Patrick Luik, 33, Geschäftsführer und Stratege der straiv GmbH

Teaserbild: © This is Engineering / unsplash

Die FamData ist Deutschlands führende wissenschaftliche Datenbank zu Familienunternehmen. Sie enthält Daten von mehr als 12.000 Unternehmen, die Hälfte davon Familienunternehmen. Damit ist sie ein starkes Instrument in der Forschung zu Familienunternehmen.

Cor­ne­lia Knust​

Leiterin Kommunikation​
Cornelia Knust
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