Unternehmen fordern Steuersenkungen – für sich und ihre Mitarbeiter
Die meisten Familienunternehmen denken, ihre Gewinne sollten weniger stark besteuert werden, damit mehr Geld für Investitionen bleibt. Dieses Ergebnis überrascht bei einer Umfrage zur Steuerpolitik eher nicht. Doch deutsche Unternehmen beklagen auch die Steuer- und Abgabenlast ihrer Belegschaft: als Kostenfaktor, Leistungsbremse und große Ungerechtigkeit.
München, den 30. Dezember 2025. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland meinen, ihre Belegschaft sei durch Steuern und Abgaben stark oder sehr stark belastet. Das zeigt der neue „Jahresmonitor“ der Stiftung Familienunternehmen, eine jährliche Umfrage bei 1700 überwiegend Familienunternehmen aller Größen und Branchen, durchgeführt vom ifo Institut in München. Keine andere steuerliche Belastung empfinden die Unternehmen als stärker, und zwar unabhängig von Eigentümerstruktur, Größe oder Branche.
Die Studienautoren schreiben, hier gehe es offensichtlich nicht nur um die Beschäftigungskosten der Unternehmen, sondern auch um das Arbeitsangebot und die Leistungsanreize der Beschäftigten. An zweiter Stelle höchster Steuerbelastungen folgen in der Umfrage mit geringem Abstand die Gewerbesteuer, danach die Steuern und Abgaben auf Energie.
Bei den Unternehmenssteuern fühlen sich immerhin 67 Prozent der Familienunternehmen von der (für Personenunternehmen relevanten) Einkommensteuer stark oder sehr stark belastet. Die Umfrage zeigt weiter, wie sehr die Belastung der Unternehmen durch die Gewerbesteuer mit ihren heterogenen Hebesätzen unterschätzt wird, die in der öffentlichen Debatte kaum eine Rolle spielt. Auch die Komplexität des deutschen Steuersystems mit seinen hohen Befolgungskosten wird in ihrer Belastungswirkung stark unterschätzt, meinen die Unternehmen. Das gilt besonders auch für die Erbschaftsteuer, die bei Familienunternehmen eine große Bedeutung für die Nachfolge hat und gleichzeitig zu ineffizienten Anpassungsreaktionen zwingt.



Einkommensteuer hat den größten Reformbedarf
Befragt nach Optionen für eine Steuerreform nennen rund 70 Prozent aller Befragten eine Senkung der Einkommensteuer, sowohl mit Blick auf die eigenen Gewinne als auch als Kostenfaktor Lohnsteuer auf dem Arbeitsmarkt. Die Regierung hatte im Koalitionsvertrag festgelegt, zur Mitte der Legislaturperiode die Zahler von Einkommensteuer zu entlasten.
An zweiter Stelle folgt die Senkung der Stromsteuer, danach fast gleichauf die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, die Verstetigung der (derzeit befristeten) degressiven Abschreibung von 30 Prozent, die Senkung der Körperschaftsteuer und Erleichterungen in der Verlustverrechnung. Gerade eine Entlastung bei der Körperschaftsteuer (nach derzeitiger Gesetzeslage kommt sie erst 2028 und in kleinen Schritten) würde unmittelbare Investitionsanreize setzen und die Attraktivität des Steuerstandorts erhöhen, so die Forscher. Aktuell gibt es Initiativen in Teilen der Politik, die geplante Senkung der Körperschaftsteuer vorzuziehen und zu beschleunigen.
Die Unternehmen bevorzugen transparente, wachstumsorientierte Mechanismen im Steuerrecht, mit wenig Bürokratie und hoher Planungssicherheit. Damit befinden sie sich an der Seite der ökonomischen Forschung, so das ifo. Das Institut empfiehlt zudem eine Umorientierung weg von zu hohen direkten Steuern, hin zu einer maßvollen Erhöhung der indirekten Steuern, inklusive Ausgleich für Einkommensschwächere.
Unser neuer Jahresmonitor zeigt, wie sehr Arbeitgeber und Arbeitnehmer an einem Strang ziehen. Es sind gerade auch die hohen Steuern auf Arbeit, die beide Seiten lähmen und ihnen die Freude an der Leistung nehmen. Der Hochsteuerstandort Deutschland hat auch hier den Anschluss verpasst.
Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen

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